BDSM-Sicherheitsratgeber für Neulinge, die einen Dom suchen

Sicherheitsratgeber für BDSM

Hinweis: Ich weiß, dass dieser Text lang ist. Aber ich habe alles reingepackt, was ich in über 15 Jahren BDSM an Best Practices und Weisheiten gelernt habe. Ich empfehle dir, ihn mindestens einmal komplett durchzulesen, damit du alle Themen kennst – und NEIN, du musst dich nicht an jeden einzelnen Punkt halten. Sie alle zeigen wichtige Aspekte, Warnsignale oder Best Practices auf.. 

Wenn du einen dominanten Freund/eine dominante Freundin suchst und dominante Männer/Frauen liebst, gibt es auch gewisse Risiken, dass jemand deine Vorlieben missbraucht und mehr als nur ein „anspruchsvoller Dom“ ist.

Dieser Leitfaden wurde speziell entwickelt, um devoten Neulingen ein Verständnis für wichtige Sicherheitsmaßnahmen, Warnsignale und Konzepte zu vermitteln, damit sie sicher bleiben. Er ist Teil meiner Kampagne für mehr Sicherheit in der BDSM-Szene. Leider sind Vergewaltigung, Missbrauch, Machtmissbrauch und andere Formen der Ausbeutung in der Szene weit verbreitet.

Sogenannte „Raubtiere“ missbrauchen Vorlieben und verletzliche devote Menschen für ihre sexuellen Zwecke ohne deren Einwilligung. In der Community gibt es viele Geschichten über solche Verhaltensweisen. Deshalb enthält dieser Leitfaden auch einige Schritte, die dir helfen, solche Personen zu erkennen und einen sichereren Start in der Community zu haben.

BITTE BEACHTEN: Einige Schritte sind vorsichtiger und konservativer als andere. Bitte entscheide selbst, welche du in Betracht ziehen und umsetzen möchtest.

BILDER / PROFIL / ALLGEMEINES

Dies sind Tipps, um auf der sicheren Seite zu sein. Je nach deiner Empfindlichkeit sind jederzeit Änderungen und Abschwächungen möglich. Wir zeigen hier nur Themen auf, die dir Denkanstöße geben sollen.

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  • Keine Cross-Posting von Bildern – Eine umgekehrte Bildersuche mit Suchmaschinen ist möglich. So könnte jemand durch solche Suchen deine Daten finden, da er beispielsweise Facebook, LinkedIn oder andere Bilder online finden könnte.
  • Stell Bilder, Freunde und Standort auf „PRIVAT“, damit dich niemand zurückverfolgen kann.
  • Veröffentliche keine Nacktfotos online, die persönliche Details (Gesicht, Blick usw.) enthalten, und entferne Metadaten (Bilder können Geodaten, Namen, Telefonnummern usw. enthalten).
  • Gib deine Telefonnummer erst weiter, wenn du dir über die andere Person sicher bist (installiere KIK, Threema oder andere Messaging-Dienste, bei denen du keine Nummer angeben musst).
  • Gib einen falschen Namen, Standort und Alter an – das hilft zusätzlich, die Gefahr von Stalkern zu vermeiden.
  • Finde heraus, was deine Vorlieben sind – du solltest sorgfältig recherchieren und herausfinden, was sicher und wünschenswert ist. Wenn du zum Beispiel auf Impact Play stehst (du magst es, geschlagen zu werden), informiere dich über sichere Zonen, sichere Praktiken usw., damit du beim Spiel nicht überfordert bist.
  • Lass dich auf Geschlechtskrankheiten testen, wenn du ungeschützten Sex hast.
  • Teile keine Spielzeuge mit Fremden (vor allem nicht auf Play-Partys usw.) und zieh ein Kondom darüber.
  • Bereite deine Aftercare-Routine vor (z. B. gemütliche warme Kleidung, Wasser, Rituale oder andere Gesten), falls der Dom keine Aftercare durchführt.
  • Vertraue deinem Bauchgefühl – wenn du irgendwo ein ungutes Gefühl hast, zieh lieber einen Schritt zurück und frag noch einmal nach oder betrachte die Situation von außen.

VORHER

Alles, worauf du achten solltest, bevor du dich auf einen Play-Partner einlässt.

Bevor du dich auf einen neuen Partner festlegst, nimm dir Zeit, um Vertrauen aufzubauen und die Kompatibilität über die sexuellen Vorlieben hinaus zu erkunden. Führt offene und ehrliche Gespräche über eure Werte, Beziehungsziele, Kommunikationsstile, emotionalen Bedürfnisse und andere Aspekte der Kompatibilität. Sich in eine dynamische Beziehung zu stürzen, ohne jemanden auf einer tieferen Ebene zu verstehen, kann zu Problemen führen. Such dir jemanden, der offene Kommunikation, Respekt und gegenseitige Erfüllung innerhalb und außerhalb des Schlafzimmers schätzt.

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  • Schafft kein Machtungleichgewicht/keine Machtdynamik, ohne euch persönlich kennengelernt zu haben, und niemals unter Druck.
  • Holt Referenzen über den potenziellen Partner ein oder führt vor einem Treffen eine Hintergrundüberprüfung durch (z. B. arbeitet die Person wirklich dort, wo sie angibt, lebt sie dort, wo sie angibt … es kann schwierig sein, Informationen zu erhalten, aber denkt daran).
  • Klärt alle medizinischen und körperlichen Details vor dem Treffen oder Spiel. Für bestimmte Spiele wird auch dringend ein Test auf Geschlechtskrankheiten empfohlen.
  • Fühl dich nicht unter Druck gesetzt, Bilder zu senden. Sende niemals Bilder an jemanden, den du nicht kennst. Denke an deinen Ruf und deine Privatsphäre. Am besten sendest du Bilder, auf denen nur dein Gesicht oder nur dein Körper zu sehen ist (nicht beides zusammen). Sende niemals kompromittierende Bilder, auf denen dein Gesicht zu sehen ist, mit Nacktaufnahmen, beim Spiel oder Ähnlichem.
  • Sprecht klar über absolute No-Gos und harte Grenzen. Sei sensibel dafür, wie dein Gegenüber auf deine Grenzen reagiert.
  • Vereinbart Safewords und probiert sie in kleinem Rahmen aus, um zu sehen, wie die andere Person damit umgeht. Kleine, einfache Spiele und dort die Safewords verwenden (sehr empfehlenswert).
  • Wird die Schuld eher auf die andere Person abgeschoben? Wie reagiert die Person auf Kritik oder Themen, die ihr nicht so gut gefallen?
  • Gibt es eine „Augenhöhe“ als Person? (Dies schließt die D/S-Differenzierung nicht ein).
  • Hast du versucht, die Situation von „außen“ zu betrachten? (Wie würdest du als dritte Person die Situation einschätzen?)
  • Hast du offen über deine Erfahrungen gesprochen? Hast du getestet, wie erfahren die Person ist und welche Erfahrungslücken dein Gegenüber hat?
  • Das erste Treffen sollte immer in der Öffentlichkeit stattfinden, an einem Ort, an dem sich alle Beteiligten wohlfühlen.
  • Wenn du dir unsicher bist, frag in der lokalen BDSM-Community nach einem sogenannten „Cover/Chaperone“ (das ist eine Person, die beim ersten Date als Schutzperson mitkommt). In deiner lokalen Community, in Foren wie Fetlife, Fetish oder sogar auf Websites findest du viele Angebote. Es ist auch empfehlenswert, zuerst mit diesen Leuten zu sprechen, wenn du dir nicht sicher bist, wie du bei einem realen Date vorgehen sollst.

WÄHREND

Alles, was du während eines Spiels, einer Interaktion oder einer Szene beachten solltest.

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  • Fang klein an! Geh niemals sofort bis zum Äußersten! (Kein Edging beim ersten Mal!)
  • Achte darauf, wie jemand anfängt. Achtet die Person darauf, wie du reagierst? Erlaubt sie dir, in den „Subspace“ zu kommen?
  • Wie reagiert dein Gegenüber auf Kritik? Versuche, kleine Dinge zu „kritisieren“, um festzustellen, wie die Person reagiert (z. B. die Handschellen sind zu eng, jemand drückt/zieht zu stark usw.).

NACH

Alles nach der Interaktion, dem Spiel und der Szene.

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  • Gibt es Nachsorge? Wenn nicht, sei vorbereitet und trinke ausreichend, ziehe dich bequem und warm an usw.
  • Gibt es ein Gespräch über das, was passiert ist?
  • Wie reagiert jemand auf Kritik? (Ähnlich wie oben, teste und erwähne kleine Dinge).

Bitte beachten: Während es bei der Nachsorge oft darum geht, den unterwürfigen Partner zu trösten und zu beruhigen, kann auch der dominante Partner nach einer intensiven Szene emotional davon profitieren. Sich gegenseitig zu besuchen und auch den dominanten Partner zu unterrichten, kann die Beziehung stärken.

BDSM (Sicherheit) ZU VERWENDENDE BEGRIFFE

SSC – Safe Sane Consent (Sicher, vernünftig, einvernehmlich)

RACK – Risikobewusstes einvernehmliches Kink

PRICK – Persönliche Verantwortung bei einvernehmlichem Kink

CCCC – Fürsorge, Kommunikation, Einverständnis, Vorsicht.

Die meisten BDSM-Konzepte basieren auf beiden Parteien, d. h. beide Partner sind sich der Risiken und der Sicherheit bewusst. Insbesondere gilt das Prinzip der gegenseitigen Zustimmung/des gegenseitigen Verständnisses. Am besten handelt ihr immer unter Berücksichtigung der persönlichen/körperlichen/psychischen Sicherheit und der gegenseitigen Zustimmung.

Hier findest du den vollständigen Artikel, der alle BDSM-Sicherheitskonzepte von SSC, RACK, PRICK, GGG, BARK, CCCC und SEAF erklärt.

SSC – Sicher, vernünftig und einvernehmlich.

Das SSC-Konzept betont, dass alle BDSM-Aktivitäten auf sicheren Praktiken, dem gesunden Menschenverstand der Partner und fortwährendem gegenseitigem Einverständnis basieren sollten.

Sicher (Safe) – Alle Aktivitäten sollten physische und emotionale Risiken minimieren. Die Partner sollten geeignete Techniken erlernen, Sicherheitsvorkehrungen treffen und unsichere Praktiken vermeiden.

Gesund (Sane) – Die Partner müssen sich in einem gesunden Geisteszustand befinden, um ihre Zustimmung zu geben. Sie sollten nicht unter dem Einfluss von Drogen/Alkohol stehen oder unter psychischen Problemen leiden, die ihr Urteilsvermögen beeinträchtigen.

Einvernehmlich (Consensual) – Es muss eine informierte, enthusiastische und kontinuierliche Zustimmung vorliegen. Die Partner sollten sich vor, während und nach dem Spiel regelmäßig absprechen. Die Zustimmung kann jederzeit widerrufen werden.

RACK – Risk-Aware Consensual Kink (risikobewusstes einvernehmliches Kink).

Das RACK-Konzept erkennt an, dass manche BDSM-Aktivitäten körperliche und emotionale Risiken mit sich bringen. Die Partner akzeptieren diese Risiken durch eine informierte Einwilligung.

Risikobewusst (Risk-Aware) – Die Partner informieren sich über die Risiken der Aktivitäten und Möglichkeiten, Schäden zu minimieren. Sie erkennen an, dass ein gewisses Risiko bestehen bleibt.

Einvernehmlich (Consensual) – Die Partner verhandeln Grenzen und stimmen den Aktivitäten in voller Kenntnis der potenziellen Risiken und Schäden zu. Die Einwilligung ist fortlaufend und kann widerrufen werden.

Kink – Die Partner probieren alternative sexuelle Praktiken aus, die sie interessieren, solange die Aktivitäten sicher und einvernehmlich sind.

Der Hauptunterschied zwischen SSC und RACK ist, dass RACK mehr Risiken toleriert, wenn sie verstanden und akzeptiert sind. Die Grundprinzipien der gegenseitigen Zustimmung und der Sorge um die körperliche/psychische Sicherheit bleiben aber super wichtig.

PRICK – Persönliche Verantwortung bei einvernehmlichem Kink.

Das PRICK-Konzept konzentriert sich auf die persönliche Verantwortung jedes Einzelnen für seine Entscheidungen und Handlungen bei BDSM-Aktivitäten.

Persönliche Verantwortung (Personal Risk) – Alle Beteiligten sind für ihre eigene körperliche und emotionale Sicherheit sowie für die Sicherheit anderer verantwortlich. Sie sollten nur Risiken eingehen, mit denen sie sich wohlfühlen.

In einvernehmlichen Kink-Aktivitäten (In Consensual Kink) – BDSM-Aktivitäten sollten immer mit der vollen Zustimmung aller Partner stattfinden. Die Zustimmung muss enthusiastisch sein und kann jederzeit widerrufen werden.

CCCC – Fürsorge, Kommunikation, Einverständnis, Vorsicht.

Die 4 Cs stehen für Grundwerte, die bei BDSM-Aktivitäten eingehalten werden sollten.

Fürsorge (Care) – Die Partner sollten sich aufrichtig um das Wohlergehen des anderen kümmern und ernsthafte Verletzungen vermeiden. Die Beziehung basiert auf Vertrauen.

Kommunikation (Communication) – Offene und ehrliche Kommunikation, insbesondere über Bedürfnisse, Grenzen und Sicherheit. Regelmäßige Absprachen.

Einverständnis (Consent) – Es muss ein informiertes, begeistertes und fortwährendes Einverständnis vorliegen. Die Partner können ihr Einverständnis jederzeit widerrufen.

Vorsicht (Caution) – Geht mit angemessener Vorsicht und Urteilsvermögen vor, um Risiken zu minimieren. Informiert euch über Sicherheitsvorkehrungen für alle Aktivitäten.

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Insgesamt betonen diese Konzepte die Notwendigkeit von gegenseitiger Fürsorge, Kommunikation, Einverständnis, Verantwortung, Aufklärung und Sicherheitsvorkehrungen in BDSM-Beziehungen und BDSM-Spielen. Selbst wenn ein gewisses Risiko besteht und du damit einverstanden bist, sollte dies nicht auf Kosten des grundlegenden Respekts und Wohlbefindens gehen. Lass mich wissen, wenn du weitere Erklärungen benötigst oder mehr über bestimmte Konzepte erfahren möchtest!